"... die Reise über die Dörfer lohnt sich schon wegen der ikonografischen Experimente, die Mätzig zum Verhältnis von Bild und Rahmen veranstaltet."

"... es ist der Rahmen, der wortwörtlich zum Bildträger wird. Auf ihm eigentlich spielt sich die Malerei ab, sei es durch plastische Bearbeitung des Rahmens selbst, sei es durch Überlappung, der an den Rand gedrängten Bilder über den Rahmen hinaus. Im Rechteck selbst stehen das Glas durchsichtig auf die Wand, oder der Betonguß, der selbst wieder Wand ist. Definition des Malers: "Was bleibt, sind kleine Spuren am Rande des Lebens." Ein giftgrüner Apfel im Glas, fleischfarbene Körperteile auf Leinwand gemalt und über die Rahmen gezogen. Meistens nach unten. Das Gegenständliche schlägt sich als Bodensatz mühsam auf der leeren Fläche nieder. Bleibt der Rahmen. Er ist das eigentlich Lebendige. Mätzig verwendet Rahmen verschiedenster Herkunft, alte Goldrahmen, die ausgeschnitten werden, bis der Goldgrund als plastische Malerei stehenbleibt, Spiegelrahmen aus dem Biedermeier."

"... Der Rahmen ist das Bild selbst, die Rudimente des Objekt Trouvé bringen die Zeit in die statistische Malerei ein. Die Geschichte des Rahmens, seine überlegene Ikonografie wird nicht angepaßt, sondern das Bild ordnet sich wie ein Fremdkörper, der trotzdem in einer ganz alten Weise sinnlich integriert wird, dem Objekt unter. Dialoge finden statt, die ohne den Rahmen gar nicht möglich wären. Fantasie wird freigesetzt, die sich sonst nur am Bildinnenraum oder am leeren Rahmen als Relikt festhaken würde. Mätzig erfindet dem Bild eine neue Handschrift, die Objekt, Historie und Erfindung integriert."

Kurt Jauslin
Göttinger Tageblatt 26.05.1973
Aus dem Rahmen fallend - Betonzeit
Konrad Mätzig
Bilder - Skulpturen - Zeichnungen
Keimende Beziehung 1972 + 2011
Beton in Holrrahmen auf Hartfaser,
72 x 113 cm
Hans im Glück 1968
Öl auf Holzspanplatte / Draht,
84 x 74 cm
Eva I 1968-70
Öl auf Leinen,
84 x 75 cm
Eva II 1968-72
Öl auf Leinen / Beton,
89 x 75 cm
Eva III 1968-72
Öl auf Holz / Glas,
86 x 75 cm
Oase I 1968 / 1988
Beton, Spiegelglas, Acryl
49 x 43 cm